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Interview mit Lukas Diehl von Varengold
Im zweiten Teil unserer Interviewreihe haben wir mit Lukas Diehl von der Varengold Wertpapierhandelsbank gesprochen.
News vom: 26.06.2009

Lukas Diehl ist für das Management des HI Varengold CTA Hedge verantwortlich. Der Fonds wurde 2007 und 2008 als bester deutscher Dach-Hedgefonds ausgezeichnet. Nachdem das erste Halbjahr 2009 fast abgeschlossen ist, stand uns Herr Diehl ausführlich Rede und Antwort.

                                                                      

Hedgeconcept.de: Zu Ihrer Person. Wie war Ihr Werdegang und wie kamen Sie zu Varengold?

 

Lukas Diehl: Meine berufliche Laufbahn begann bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser in Frankfurt. Zu meinen dortigen Aufgabengebieten gehörte u. a. der Wertpapierhandel, bei dem ich erste Einblicke und großes Interesse am Bereich Termin- bzw. Futuresmärkte gewann. Im Jahr 2003 ergriff ich die Möglichkeit, zu Varengold zu wechseln und nach zwei Jahren im Trading in den Bereich Portfolio Management. Mittlerweile leite ich diesen Bereich. Neben einer Händlerausbildung im EUREX und Xetra Segment habe ich parallel dazu an der Fernuniversität Hagen Statistik studiert, aber das Studium aufgrund einer zu hohen Arbeitsbelastung nicht abgeschlossen. Seitdem liegt mein Fokus auf dem Bereich Portfolio Management im Futureshandel. Der Werdegang ist bei vielen meiner Kollegen ähnlich. Sie kommen ursprünglich von der Handelsseite. Es ist wichtig, ein Verständnis für den Handel mitzubringen. Dadurch verstehen wir die Methodik der einzelnen Systeme und können eine tiefgreifende Due Diligence machen.  

 


Hedgeconcept.de
: Was machen Sie heute ganz genau?

 

Lukas Diehl: Als Leiter des Bereichs Portfolio Management erstreckt sich mein Aufgabenfeld auf alle Mandate, die wir bei Varengold im Bereich Managed Futures betreuen. Wir führen gemeinsam Due Diligence-Prüfungen bei Managern vor Ort durch und schauen uns dabei verschiedene Arten von Managern mit ihren gesamten Strategien an. Wir analysieren sie und machen eine Art „Talentsuche“, um diejenigen zu identifizieren, die nicht nur in der Vergangenheit gut waren, sondern auch Potential für die Zukunft mitbringen. Das ist das Hauptgeschäft, denn – ganz wichtig – ein Handelssystem, was in der Vergangenheit gute Ergebnisse geliefert hat, muss nicht zwangsläufig erfolgreich bleiben. Zu unseren Kernaufgaben gehört darüber hinaus auch die Zusammensetzung von verschiedenen Portfolios, die Risikoüberwachung und die Etablierung von Kontrollmaßnahmen zur Vermeidung von Klumpenrisiken.

 

 

Hedgeconcept.de: Haben Sie neben dem HI Varengold CTA auch institutionelle Mandate?

 

Lukas Diehl: Ja, selbstverständlich. Wir kommen ja ursprünglich aus dem rein institutionellen Geschäft und haben dann 2004 das Investmentmodernisierungsgesetz genutzt, um uns dem breiten Publikum zu öffnen. Wir haben nach wie vor Mandate für Bausparkassen – darunter eine große österreichische Bausparkasse –, für Pensionskassen und für Stiftungen im deutschsprachigen Raum. Das ist die eine Säule in unserem Bereich Asset Management. Als zweite Säule kam unser Publikumsprodukt hinzu, welches auch auf Ihrer Internetseite beworben wird, nämlich der HI Varengold CTA. Durch diesen Fonds haben erstmals auch private Investoren die Möglichkeit, von dieser attraktiven  Anlageklasse zu profitieren.

 

 

Hedgeconcept.de: Kommen wir zum HI Varengold CTA Hedge. Wie erklären Sie einem Laien in aller Kürze Ihr Produkt?

 

Lukas Diehl: Das ist eine gute Frage. Wir haben uns im Team zusammengesetzt und überlegt, wie wir es einfach formulieren können. Um es ganz leicht zu machen: es entstand der Slogan: „alle Trends, alle Märkte“. Das ist das, was wir versuchen mit dem HI Varengold CTA zu verfolgen. Das heißt, wir möchten an allen Preisbewegungen – gleichgültig ob von steigenden oder von fallenden Kursen – partizipieren. Dabei nutzen wir verschiedene Märkte wie Aktien-, Rohstoff-, Währungs- und Rentenmärkte. Da wir das Ganze als Dachfondsmanager machen, erfolgt dies mit Hilfe von verschiedenen Managern, die wir auswählen.

 

 

Hedgeconcept.de: Gehen wir etwas mehr ins Detail, gerade für aktive und informierte Kunden. Was zeichnet Ihr Produkt besonders aus?

 

Lukas Diehl: Varengold hat als Singlemanager begonnen und ursprünglich auch eigene Modelle entwickelt. Das Ganze wurde im Jahr 2000 eingestellt, und Varengold hat sich danach nur noch auf die Verwaltung von Dachfonds konzentriert und spezialisiert. Unser Team verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse bei Managed Futures Strategien, d.h. wir wissen, wie die Manager agieren und in welchen Marktphasen sie gut abschneiden. Wir haben dieses breit gefächerte Universum von Managed Futures Strategien analysiert und fünf verschiedene Managed Futures Stilrichtungen ausgelotet, die verschiedene „Nährböden“ in unterschiedlichen Marktphasen abdecken. Unsere Aufgabe ist, uns anzuschauen, in welcher Marktphase wir uns aktuell befinden und wie wir sie für die nächsten 3 bis 6 Monate einschätzen. Danach setzen wir unsere Akzente im Rahmen unseres Dachfonds.

 

 

Hedgeconcept.de: Würden Sie in Ihrem Produkt auch so weit gehen, dass Sie nur auf eine Substrategie von den fünf möglichen setzen?

 

Lukas Diehl: Nein, auf keinen Fall. Ich denke, da haben wir einen absoluten Mehrwert, indem wir das Risiko über verschiedene Substrategien streuen. Der Aufbau ist bei uns so gewählt, dass wir drei Strategiegruppen haben, die einen dauerhaften Bestandteil im Portfolio bilden. Das sind interne Richtlinien, an die wir uns halten. Trendfolge ist die Hauptkomponente mit der stärksten Gewichtung im Portfolio, rechts und links davon sind dann kurzfristige Strategien und fundamentale Strategien. Diese drei sind die wesentlichen Bestandteile und immer enthalten. Dann gibt es zwei Satelliten, wie diskretionäre Strategien oder Strategien, die nur auf Währungen basieren, die wir optional hinzuschalten, wenn wir Diversifikation benötigen. Mit dem HI Varengold CTA decken wir die Welt der Anlageklasse Managed Futures ab und nutzen konsequent deren positive Eigenschaften. Zu unserer Strategie gehört aber auch, die großen Schwankungen, die die Singlemanager aufweisen, zu glätten. Wir sehen uns daher als Risikomanager für unsere Investoren. Wir haben hier das Ziel einer Volatilität von kleiner 9%. Wenn man sich anschaut, welche Volatilitäten manche Singlemanager haben, die im Bereich 25% aufwärts liegen, denke ich, kann man ganz klar den Mehrwert, den unsere Kunden haben und der sie ruhig schlafen lässt, erkennen.

 

 

Hedgeconcept.de: Das heißt, wenn Sie vor die Frage gestellt werden, „Rendite oder Risiko?“, wie ist Ihre Antwort?

 

Lukas Diehl: Weder noch: Bei uns steht ganz klar Stabilität im Vordergrund. Wir haben als Beispiel Mitte letzten Jahres, als Trendfolger sehr stark von den bullishen Rohstofftrends partizipiert haben, auf Trendfolger gesetzt, die ein sehr breites Spektrum abbilden und haben dabei bewusst auf den einen oder anderen Prozentpunkt positiver Performance verzichtet. Dies ermöglicht uns Risiko, Volatilität und Drawdowns unter Kontrolle zu halten.

 

 

Hedgeconcept.de: Was erwarten Sie für eine Rendite beim HI Varengold CTA Hedge?

 

Lukas Diehl: Die Zielrendite, die wir anstreben, liegt bei 10 bis 12% netto nach Kosten. Das ist das, was wir mit diesem Produkt langfristig erreichen können und was wir auf der Mandatsseite erreichen konnten. Es wird aber auch immer wieder Marktphasen geben, in denen ein Managed Futures-Produkt bessere Ergebnisse erzielt. Zum Beispiel im letzten Jahr. Wir haben 2008 mit über 16% Rendite abgeschlossen und so die Erwartungen unserer Anleger deutlich übertroffen. Es wird aber auch – wie 2007 – Jahre geben, wo wir unter diesen Erwartungen liegen und ganz offen gesagt: es kann auch einmal ein „Nulljahr“ oder leicht negatives Jahr sein. Auch davor sind wir nicht gefeit. Das muss man den Kunden ganz klar und offen kommunizieren.

 

 

Hedgeconcept.de: Bleiben wir nochmals bei dem Thema Wertentwicklung. Sie haben gesagt, es ist auch mal ein Minus möglich. Was würden Sie hier als „worst case“ ansehen?

 

Lukas Diehl: Es ist schwierig, das auf Jahressicht zu beurteilen. Für mich ist es einfacher, das Ganze auf Wochenbasis zu projizieren. Wir haben im letzen Jahr den historisch größten Drawdown auf Wochenbasis hinnehmen müssen und zwar, als Herr Paulson sein Rettungspaket für Amerika bekannt gegeben hat, nämlich die 700 Milliarden, die er in die Wirtschaft stecken wollte. Das sind Marktbeeinflussungen gewesen, die in diesem Fall auch noch über das Wochenende gekommen sind, auf die keiner unserer Manager eingestellt war und darauf reagieren konnte. Wir hatten an jenem Freitag die Situation, dass alle Manager richtig positioniert waren, nämlich eher auf fallende Kurse im Aktienbereich gesetzt hatten, und montags kommen sie ins Büro und die Indizes sind ca. 10% nach oben geschnellt, ohne dass sich fundamental irgendetwas geändert hat. Das hat uns einen Drawdown auf Wochenbasis von 4% gekostet und war historisch gesehen schon der absolute „worst case“. Bei 5-6% auf Wochenbasis dürfte das Maximum erreicht sein.

 

 

Hedgeconcept.de: Sie haben das jetzt auf Wochenbasis gesagt. Den Anleger interessiert in erster Linie, wie hoch der maximale Verlust insgesamt in der Vergangenheit war.

 

Lukas Diehl: Auf einer längeren Zeitschiene gesehen gab es schon Drawdowns mit bis zu 10% Rückgang. In diesen Größenordnungen können sich vorübergehende Abwärtstrends auch immer wieder bewegen oder auch leicht darüber.

 

 

Hedgeconcept.de: Wann würden Sie dem Kunden empfehlen auszusteigen?

 

Lukas Diehl: Es gibt hier meiner Meinung nach keine Ausstiegsszenarien, da wir uns nur als Teil im Kundenportfolio sehen. Das Produkt soll zur Diversifikation und auch zur Glättung der Gesamtperformance und des Gesamtrisikos dienen. Das gilt auch für den Einstieg. Es gibt nie den richtigen oder falschen Zeitpunkt einzusteigen. Es gibt kein zu günstig und zu teuer für ein solches Produkt, weil wir eine absolute Rendite anstreben. Optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte mag es vielleicht bei einem Aktienfonds, der einen Index repräsentiert, geben. Bei einem Absolute Return Produkt macht das keinen Sinn.

 

 

Hedgeconcept.de: Wie schätzen Sie das Risiko eines Totalverlustes ein? Sie müssen ja warnen.

 

Lukas Diehl: Wir sind verpflichtet, darauf hinzuweisen. Es steht natürlich auf allen unseren Verkaufsunterlagen. Ich halte es für absolut ausgeschlossen. Wenn man sich anschaut, dass wir mit einzelnen Managern rund 300 Märkte abbilden, ist die Wahrscheinlichkeit gerade auf der Ebene eines Dachfonds gleich Null. Auf Singlemanager-Fondsebene sieht der Sachverhalt anders aus, speziell bei einigen stark fokussierten Hedgefondsstrategien. Bei breit gestreuten Managed Futures ist es kaum möglich. Wir sind ein deutscher Anbieter und profitieren von der Klassifizierung als Sondervermögen nach deutschem Recht. Wir begrüßen auch eine stärkere Regulierung.

 

 

Hedgeconcept.de: Sehen Sie mehr Sicherheit in dem „deutschen Konstrukt“ KAG als beispielsweise bei Segregated Portfolios auf den Cayman Islands, die ja weltweit anerkannt sind? Wie sehen Sie die Unterschiede beim Thema Sicherheit?

 

Lukas Diehl: Ich muss auf der Dachfondsebene mehrere Stufen unterscheiden. Natürlich bietet uns gerade die deutsche Gesetzgebung hier ein sehr stabiles regulatorisches Umfeld. Ich kann nicht einschätzen, wie sich die Rechtsgrundlagen auf den Cayman Islands entwickeln werden – da ist viel Raum für Spekulationen. Denken Sie auch an Luxemburg, wo man dachte, bei einem UCITS III Fonds ist ein Betrug à la Madoff nicht möglich. Ich denke, dass man in Deutschland noch mehr ins Detail geht. Was bei uns auf Dachfondsebene wichtig ist, ist die Tatsache, dass wir nicht in Fonds, sondern in sogenannte Managed Accounts investieren, das heißt, dass kein Manager Zugriff auf das Geld hat, sondern nur eine Handelsvollmacht besitzt.

 

 

Hedgeconcept.de: Der Fonds ist ja wöchentlich handelbar und das von Anfang an schon. Wieso ist das nicht auf täglicher Basis möglich und was halten Sie grundsätzlich von einer täglichen Handelbarkeit?

 

Lukas Diehl: Wir bekommen von allen Managern täglich die Zahlen. Das ist notwendig, um Veränderungen nachvollziehen zu können. Jetzt haben Sie gerade angesprochen, dass immer mehr Single Managed Futures Manager den Weg eines ganz normalen Publikumsfonds wählen und das auch noch als täglich handelbar über UCITS III Varianten. 

 

 

Hedgeconcept.de: Richtig.

 

Lukas Diehl: ...Ich denke, dass im Rahmen der G20 Hedgefondsregulierung diesem Vorgehen ein Riegel vorgeschoben wird. Der Tatsache, dass man jetzt versucht, die UCITS III Regeln durch sehr versierte Leute in den KAGen auszuhebeln, um Neugeschäft zu generieren, stehe ich etwas kritisch gegenüber. Sie umgehen ja dadurch einfach nur das Verbot der Aufsichtsbehörde, nachdem Single Hedgefonds nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind und wenn, dann nur für vermögende Privatkunden.

Wir halten es nicht für entscheidend, ob Produkte mit einer täglichen Handelbarkeit ausgestattet sind. Eine gewisse Intransparenz wird wohl immer vorhanden sein. Einem Privatanleger bringt es normalerweise nichts, wenn er die einzelnen Komponenten sehen kann, weil diese sowieso in den meisten Fällen nicht bekannt sind. 

 

 

Hedgeconcept.de: Planen Sie ein UCITS III Produkt?

 

Lukas Diehl: Wir haben auch darüber nachgedacht, unser Produkt UCITS III fähig zu machen. Dies ist auf Dachfondsebene noch schwieriger. Wir sind mit der Konstellation so ganz zufrieden und können ja immerhin schon drei Jahre überzeugende Ergebnisse vorweisen.

 

 

Hedgeconcept.de: Was halten Sie davon, dass Superfund z.B. ihre Luxemburger Sicav Fonds nicht in Deutschland vertreiben darf, aber das Zertifikat kein Problem darstellt?

 

Lukas Diehl: Kann ich auch nicht verstehen. Dachfondsmanager dürfen zum Beispiel nicht in andere Dachfonds investieren. Das geht dann wieder bei einer Zertifikatslösung. Der Kunde hat damit mehr Kosten und ein zusätzliches Risiko. Deshalb ist natürlich die beste Lösung der Fonds. Einige ausländische Häuser müssen den Weg über das Zertifikat wählen, weil die Zielinvestments zum Beispiel nicht steuertransparent sind. Ich glaube aber, dass dies mittel- bis langfristig nicht mehr möglich sein wird. 

Wir sind ganz froh, dass es die Möglichkeit der Zertifikate gibt, weil doch einige Manager existieren, die anders kaum zugänglich gemacht werden könnten. Das können gute kleinere Systeme sein, die die Steuertransparenz einfach nicht darstellen können oder wollen, aber trotzdem einen guten Job machen.

 

 

Hedgeconcept.de: Arbeiten Sie auch mit kleineren Managern zusammen?

 

Lukas Diehl: Auch wir geben kleineren Tradern eine Chance und bei Managed Futures ist es nicht so schwierig, die steuerliche Transparenz darzustellen. Bei der einen oder anderen Hedgefondsstrategie mag das wesentlich komplizierter sein.

 

 

Hedgeconcept.de: Performen Singlestrategien besser als ein Dachfonds?

 

Lukas Diehl: Wir haben intern unser Produkt mit den angebotenen Singlestrategien auf dem deutschen Markt verglichen und dabei festgestellt, dass über die letzten 14 Monate fast alle Singlestrategien schlechter abgeschnitten haben. Risikoadjustiert konnte uns sowieso keiner das Wasser reichen.

 

 

Hedgeconcept.de: Das erste Quartal in diesem Jahr war für Managed Futures nicht so einfach. Auch Varengold hat eher eine schwarze Null hingelegt.

 

Lukas Diehl: Nun, wir haben zumindest ein leichtes Plus. Viele Langfristsysteme liegen eher im Minus. Das Spektrum der Managed Futures ist sehr breit und die Performance ist sehr unterschiedlich. Das ist auch ein Argument für ein spezialisiertes Fondsmanagement. Wir können die Stärken der Manager in den jeweiligen Phasen nutzen.

 

 

Hedgeconcept.de: Ich möchte jetzt die Gelegenheit nutzen, auf einige Punkte im Produkt einzugehen. Der Fonds arbeitet im Moment ausschließlich über die Lyxor Plattform. Wieso nutzen Sie diese vergleichsweise teure Lösung?

 

Lukas Diehl: Lyxor bietet uns die Möglichkeit in Form von Managed Accounts zu investieren. Diese sind für deutsche Investoren steuertransparent. Gleichzeitig sind die Struktur und das Setup sehr sicher, und die Sicherheit unserer Investoren steht für uns an erster Stelle. Dafür sind wir dann auch gerne bereit, einen etwas höheren Preis zu bezahlen.

 

 

Hedgeconcept.de: Wie groß ist das Fondsuniversum auf Lyxor?

 

Lukas Diehl: Aktuell kann insgesamt in 108 Hedgefonds investiert werden. Davon sind knapp 30 Managed Futures Fonds, die für uns interessant sind. Die Auswahl ist gut, aber in einigen Bereichen wünschen wir uns etwas mehr Auswahl. Wir arbeiten gerade daran, dies für den Fonds möglich zu machen.

 

 

Hedgeconcept.de: Das heißt?

 

Lukas Diehl: Aktuell eruieren wir mit der HansaInvest, die besonderen Vertragsbedingungen zu ändern. Wir wollen zukünftig über andere Plattformen investieren, beispielsweise bei der Deutschen Bank oder der Crédit Agricole. Wir hoffen, dass wir ab dem 3. Quartal breiter investieren können.

 

 

Hedgeconcept.de: Nehmen Sie auch Optionsstrategien mit ins Portfolio?

 

Lukas Diehl: Nein, wegen des nicht messbaren „fat tail“ Risikos.

 

Hedgeconcept.de: Wie sehen Sie Ihren Fonds im Vergleich zu einem Aktien- oder Rentenfonds vom Risiko her?

 

Lukas Diehl: Im Vergleich zum Aktienfonds fällt unsere Volatilität mindestens 50% niedriger aus, wenn nicht noch geringer. Das Risiko sieht von der Drawdown Seite her – also den zwischenzeitlichen Verlusten – noch geringer aus.

Wir wollen eine stabile Performance von langfristig 10-12% nach Kosten erzielen. Historisch gesehen sind Managed Futures gerade in Krisenzeiten sehr stark. In starken Aktienzeiten mit 30-40% im Jahr werden wir – letztlich im Sinne von Sicherheit und Risikolimitierung der Anleger – bei der Performance nicht mithalten können und wollen.

 

 

Hedgeconcept.de: Wie überall zu lesen ist, sind Hedgefonds „hochspekulativ“. Es ist ein gesetzlich vorgeschriebener Warnhinweis nötig. Im Jahr 2008 erlitten die Aktienmärkte extreme Verluste. Ihr Fonds lief weiter, als wenn es die Finanzkrise gar nicht gegeben hätte. Wie passen der Warnhinweis und dieser Verlauf in 2008 zusammen?

 

Lukas Diehl: Das fragen wir uns auch. Da wird einfach viel in einen Sack gesteckt. Beispielsweise sagt mein Schwiegervater in spe „es kann doch nicht sein, dass es bei Euch gut läuft, wenn es allen anderen schlecht geht.“ Er ist Chefarzt in der Chirurgie. Ich sage ihm da, „Du kannst doch auch nicht sagen, alle Ärzte machen das Gleiche oder sind schlecht.“ Es gilt hier ganz klar zu differenzieren! Im Hedgefondsbereich gibt es z.B. Arbitrage- oder Long-short-Strategien. Managed Futures sehen wir – aufgrund der Eigenschaften – losgelöst von den anderen Hedgefonds-Strategien: Managed Futures haben keine Liquiditätsprobleme, keine großen Rücknahmen, die Asset Klasse ist sehr liquide und transparent. Auch geht der Trend in der Branche verstärkt zu liquiden und transparenten Strategien.

 

 

Hedgeconcept.de: Also gehören Managed Futures nicht zu den Hedgefonds?

 

Lukas Diehl: Nein, wie gerade erwähnt sind die Eigenschaften sehr unterschiedlich. Bei Managed Futures wird alles börsengehandelt, es gibt keine OTC-Geschäfte.

 

Hedgeconcept.de: Wie sehen Sie den Wissensstand zu Hedgefonds und Managed Futures bei privaten und bei institutionellen Anlegern?

 

Lukas Diehl: Im Laufe der letzten Jahre hat sich das Wissen verbessert. Die Gespräche sind fachspezifischer geworden. Bei Vermittlern sehen wir, dass sich manche sehr stark mit dem Produkt beschäftigen, viele sehen allerdings vor allem die Performance und nicht, wie diese zustande kommt. Es geht ihnen also weniger um die Eigenschaften des Produktes – um das WIE – sondern um das WIE HOCH.

 

 

Hedgeconcept.de: In Gesprächen mit Institutionellen verwundern uns einerseits das mangelnde Fachwissen und vor allem die geringe Offenheit zu neuen Alternativen nach den massiven Verwerfungen im letzten Jahr – auch bei Rentenanlagen.

 

Lukas Diehl: Dies darf man sicherlich nicht verallgemeinern. Ich denke, es ist immer schwierig, Vertrauen in neue Anlageklassen zu schaffen, denn schließlich geht es um viel Geld. Wir bemühen uns, unser Fachwissen in Schulungen und Seminaren weiterzuvermitteln. 

 

 

Hedgeconcept.de: Stichwort Finanzkrise: was hat sich aus Ihrer Sicht in den letzten 18 Monaten in der Finanzwelt geändert?

 

Lukas Diehl: Es gibt dramatische Änderungen. Es wird jetzt detaillierter und bewusster in die Anlagen hineingeschaut. Die Profitgier, die bei vielen Bankmanagern vorherrschte, ist deutlich gesunken. In den Führungsetagen wurden Fehler begangen, bei denen man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann. Zukünftig sind klare, nachvollziehbare Transparenz und ein aktives Risikomanagement gefragt.

Da sehen wir gerade unseren Fonds ganz hervorragend aufgestellt. Der Futuresmarkt ist so transparent und liquide, dass es eben keine Probleme wie bei einigen Hedgefonds, Immobilienfonds oder auch Geldmarktfonds gibt. Dieses Feedback erhalten wir auch von den institutionellen Investoren. Unser Fonds kann wöchentlich ge- und verkauft werden.

 

 

Hedgeconcept.de: Wie groß sehen Sie trotzdem die Gefahr der Illiquidität des Fonds?

 

Lukas Diehl: Marginal. Letztes Jahr wurden weltweit 7 Billionen Futureskontrakte gehandelt. Auf unser Portfolio heruntergebrochen bedeutet das vielleicht 50.000 Kontrakte, die dort gehandelt worden sind. Das heißt, wenn wir unser Portfolio liquidieren würden, würde das im Markt nicht einmal wahrgenommen.

 

 

Hedgeconcept.de: Was wäre bei einer Währungsreform?

 

Lukas Diehl: Das kann ich wirklich nicht sagen. Wenn dies tatsächlich kommt, dann wird es wohl auch mit Inflation und steigenden Rohstoffpreisen einhergehen. Davon könnten einige Strategien gut profitieren. Allerdings sollten diejenigen, die tatsächlich damit rechnen, besser in reale Güter investieren.

 

 

Hedgeconcept.de: Sind für die Zukunft Produkte geplant?

 

Lukas Diehl: Wenn von institutioneller Seite Wünsche kommen, sind wir offen, allerdings dann nur im Bereich Managed Futures.

 

 

HEDGECONCEPT:

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und die sehr ausführlichen Antworten.

 

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