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Volker Schilling: über´s Geldanlegen...
Fondsmanager Volker Schilling und seine Sichtweise zum Thema Geldanlage - gewohnt direkt und amüsant
News vom: 04.06.2012



Backe backe Kuchen

Wer sein Fondsdepot strukturieren möchte, der kommt an dem Thema Asset Allocation, also der Verteilung der Anlagegelder auf die Hauptanlageklassen (Aktien, Renten, Liquidität, Immobilien, Rohstoffe, Alternative Investments), nicht vorbei. Stets gebe ich folgenden einfachen Ratschlag: Wer streut rutscht nicht aus! Dahinter steckt die einfache Erkenntnis, dass kein Anlageexperte, kein Analyst oder kein Fondsmanager sagen kann, ob in den kommenden Monaten die Aktien-, die Renten- oder die Geldmärkte besser laufen werden. Wer folglich streut, der senkt sein Risiko, insbesondere dann, wenn die Märkte zu unterschiedlichen Zeitpunkten Ihre Zuwächse erzielen. Je nach Anlegermentalität, Zeithorizont, persönlicher Lebensplanung und individuellen Zielen sieht der Mix bei jedem anders aus. Deshalb gibt es das Musterportfolio nicht, dass zu jedem passt.
Ein gutes Portfolio zu bauen ist vergleichbar mit einem guten Kuchen zu backen. Die Mischung der Zutaten macht es. Dabei hat eben jeder seinen eigenen Kuchengeschmack. Der fertige Kuchen ist wie ein gut strukturiertes Portfolio. Warum? Na ja der fertige Kuchen schmeckt auch besser, als wenn Sie die Zutaten einzeln essen! Übertragen auf die Anleger heißt das, es wird viel zu häufig darüber nachgedacht ob jene Aktie oder dieser Fonds der Beste ist, ob man jetzt einsteigen soll oder noch warten, ob der Markt über- oder unterbewertet ist. Das ist alles unwichtig! Wichtig ist die richtige Verteilung auf die Anlageklassen.

Ein Erlebnis der besonderen Art hatte ich vor vielen Jahren. Ein netter Herr betrat mein Büro und bat um ein Informationsgespräch. Wer Beratung macht, der kennt solche Menschen, die mit Ihren Depotauszügen in der Tasche von einem Berater zum nächsten rennen, um noch mehr Informationen zu sammeln. Nennen wir diesen Suchenden einmal Herr Maier. Nach dem üblichen Kennenlerngeplänkel bat ich Ihn, mir sein bestehendes Fondsdepot zu zeigen. In seinem Portfolio von ca. 250.000 Euro hatte er über 100 Einzelfonds. Ich sagte ihm, dass sein Portfolio vollkommen überdiversifiziert ist. Kein Mensch können ein Portfolio wie dieses in den Griff bekommen, ohne unzählige Stunden in die Analyse von Korrelationen und Performance Entwicklungen zu stecken. Und kein halbwegs intelligenter Vermögensverwalter, der Autor eingeschlossen, würde sich für ein derartiges Portfolio verantwortlich zeichnen wollen. Ich gab Herrn Maier zu verstehen, dass er das Prinzip der Diversifikation mit seiner Sammelwut ad absurdum geführt hatte. Herr Maier war Sammler, kein Anleger. Unfähig zu verkaufen, unfähig, der täglichen Dosis an Tipps und guten Ratschlägen zu widerstehen, kaufte er immer hier ein bisschen, dort ein bisschen. Ein Tipp beim Mittagessen vom Kollegen, eine Empfehlung des Bankers oder einen neuen Artikel zu einem Fonds in einer beliebigen Finanzzeitschrift brachten ihn dazu sein Portfolio zu erweitern. Jeder neue Berater den er besucht hat, hat auf der Anlagebaustelle ein neues Loch gegraben und noch ein Hütchen aufgestellt. Anstatt einige Löcher zuzuschütten und wieder für eine befahrbare Straße zu sorgen, wurde weiter operiert. Mit anderen Worten: Herr Maier hat alles was er für lecker hielt in den Kuchenteig geworfen, um daraus eine leckere Torte zu backen. So ging es immer weiter. Mein Rat war simpel: Der gesamte Kuchen wird nicht schmecken. Schmeißen Sie den Teig weg und rühren Sie einen neuen an, aber diesmal mit Rezept! Wir liquidieren 80% Ihrer Fonds und mit dem Geld fangen wir von vorne an und strukturieren Ihr Portfolio neu.

Wie in guten Märchen, hoffe ich, dass Herr Maier mit seinen Fonds bis heute eine überdurchschnittliches Performance-Happy-End gefunden hat. Ich weiß es nicht. Er vermutete nämlich, dass mein Kuchenrezept zu wenig Zutaten enthielt und zog es vor von Dannen zu ziehen. Sicher bin ich mir nur, dass er bestimmt jemanden gefunden hat, der ihm noch etwas aufgeschwatzt hat, was er unbedingt noch brauchte.

10-25 Fonds sind genug für ein sinnvoll diversifiziertes Portfolio, egal wie groß das Depot sein mag. Positionen über 10% sollten wohl überlegt sein, denn sie haben maßgeblichen Einfluß auf die Entwicklung des Gesamttopfes. Anteile von unter 2% halte ich für überflüssig, denn sie werden sich immer ärgern: Wenn der Markt steigt, warum sie nicht mehr drin haben, wenn der Markt fällt, dass sie überhaupt etwas drin haben. Wer sich überhaupt keine Gedanken machen will, über die Streuung seiner Fondsanteile, der wählt vermögensverwaltende Fonds, die Ihrerseits diese Dienstleistung erbringen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an exzellenten Anbietern am Markt, die völlig unabhängig, mit starkem Verantwortungsbewusstsein Kundengelder in ordentlich verwalteten Fonds betreuen. Da wir selbst diese Dienstleistung erbringen, geziemt es sich nicht an dieser Stelle auf uns zu verweisen. Stattdessen will ich an dieser Stelle nette Kollegen empfehlen, die eine nicht minder gute Arbeit abliefern.

Beachten Sie also Fonds von Ethna (Luca Pesarini), 4Q-Income (Peter Dreide), Carmignac Patrimoine (Eduard Carmignac) oder Winbonds + (Peter E. Huber). Allesamt Kollegen, die gezeigt haben, dass sie Ihr Handwerk verstehen. Konditormeister, die die leckersten Torten backen.


Ihr Volker Schilling



Volker Schilling ist Mitgründer und Vorstand der Greiff capital management AG. Er steuert mit seinem Team mehrere Fonds und Dachfonds, unter anderem den Greiff Elite UI. Darüber hinaus steht er regelmäßig nationalen und internationalen Medien mit seinem Expertenwissen Rede und Antwort.

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