

DER FONDS.com: Hedge-Fonds werden in den Medien häufig als die „Bösen“ dargestellt. Stimmt das?
Michael Busack: Was vor ein paar Monaten bei der Deutschen Börse passiert ist, sollte man auf keinen Fall verallgemeinern. Es gibt weltweit über 6.000 Hedge-Fonds, davon sind nur wenige daran interessiert, sich in die Firmenpolitik eines Unternehmens einzumischen. Die meisten Hedge-Fonds wollen einfach nur positive Rendite erzielen. Wenn es dann doch mal zu einem solchen Machtkampf wie bei der Deutschen Börse kommt oder sich eine Gesellschaft zur Firmenpolitik von Daimler Chrysler äußert, dann wird die gesamte Hedge-Fonds-Branche gleich zum Sündenbock gemacht.
DER FONDS.com: Dagegen wird aber auch nichts unternommen.
Busack: Die Branche lebt davon, dass die Fonds so investieren wie andere nicht investieren und daher auch nicht so transparent sind. Da sie ihre Strategien nicht bis ins letzte Detail offen legen dürfen, müssen sie vielfach mit dem Negativ-Image leben. Das Problem dabei ist, dass sie eigentlich nichts Verwerfliches tun. Im Gegenteil: Durch ihr Eingreifen in die Unternehmenspolitik schützen sie in der Regel sogar die Privatanleger und betreiben aktiven Anlegerschutz.
DER FONDS.com: Inwiefern?
Busack: Wenn ein Unternehmen hinter seinen Erwartungen zurückbleibt, muss dringend was an den Strukturen verändert werden, damit sich die Situation langfristig verbessert. Kleinaktionäre können da jedoch nur wenig ausrichten. Große Investoren, wie in diesem Fall die Hedge-Fonds, haben da natürlich ganz andere Möglichkeiten. Sie analysieren anhand der Bilanzen, was mit dem Unternehmen nicht stimmt und versuchen es zu ändern. Das sollte eigentlich im Interesse aller Aktionäre und des Unternehmen sein.
DER FONDS.com: In Deutschland setzen bislang nur wenig Anleger auf Hedge-Fonds. Die Zuflüsse bleiben weit hinter ihren Erwartungen zurück. Wie kommt das?
Busack: Angesichts der negativen Berichterstattung ist das zögerliche Verhalten der Anleger nicht weiter verwunderlich. Da die Fonds ihre Strategien nicht detailliert offen legen, verstehen viele Anleger ihr Prinzip nicht und haben Angst vor einer Investition. Man darf in diesem Punkt aber auch nicht zu viel von den Anlegern erwarten, schließlich haben viele Investoren nach dem Börsen-Boom Ende der 90er Jahre sehr viel Geld verloren und scheuen nun das Risiko. Daher muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, um das Vertrauen in diese Anlageklasse zu stärken.
DER FONDS.com: Wird die Branche noch auf die Beine kommen?
Busack: In Deutschland steckt die Hedge-Fonds-Branche noch immer in den Kinderschuhen. Da ist einfach Geduld angesagt. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass das Interesse der Privatanleger für diese Anlageklasse steigt, sobald auch Single-Hedge-Fonds zum öffentlichen Vertrieb zugelassen werden. Das wird derzeit vom Bundesministerium für Finanzen geprüft und hoffentlich in absehbarer Zeit in die Tat umgesetzt. Bislang sind Single-Hedge-Fonds in Deutschland nur im Private Placement zu erwerben; sie dürfen daher nicht beworben werden. In den Köpfen vieler Anleger und Berater sind sie deshalb noch gar nicht präsent.
INFO: Michael Busack beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit alternativen Investments und gründete 2001 die Absolut Research GmbH mit Sitz in Hamburg. Er ist seit 1999 Vorstand im Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI).
Quelle: DER FONDS